Die Entstehungsgeschichte der Altdeutschen Hütehunde ist Jahrhunderte alt und eng mit der Entwicklung der bäuerlichen Siedlungsformen in Deutschland verknüpft.
Seit der Völkerwanderung war das Siedlungsbild in Mitteleuropa geprägt von Einzelhöfen oder kleinen Siedlungen mit wenigen Gebäuden. Äcker und Wiesen lagen so direkt um die Gehöfte herum und waren auf kurzen Wegen zu erreichen. Hofhunde (Bauernhunde) wurden zum Bewachen und Beschützen gehalten.
Mit Zunahme des Bevölkerungswachstums etwa ab dem 11. Jh. wuchsen die Siedlungen und mit ihnen auch die Anbauflächen. Mit der Auflösung des Fronwesens im 12. Jh. wurden immer mehr die Dörfer zum Mittelpunkt des bäuerlichen wirtschaftlichen und sozialen Lebens statt wie vorher der Sitz des Grundherrn; die Dorfgemeinschaft wurde eigenständiger und als Siedlungsform attraktiver.
Die Einführung der Dreifelderwirtschaft machte zahlreiche Absprachen und Vorschriften notwendig und brachte immer längere Wege für das Vieh vom Stall zur Weide mit sich.
Die typische Dorfstruktur sah folgendermaßen aus: Im Zentrum die Wohn- und Wirtschaftsgebäude, umgeben von Gärten, sowie die Gemeinschaftshäuser (Kirche, Backhaus etc.) und der Dorfplatz. Darum herum lag die Ackerflur, eingeteilt entsprechend der Dreifelderwirtschaft in mehrere Feldblöcke, in denen jeder Hof einzelne Parzellen bewirtschaftete. Den äußeren Rand der Dorfstruktur bildete die sogenannte Allmende, gemeinsam genutzte Wiesen, Wälder und Gewässer.
Der Weg zu den Wiesen und Waldweiden wurde daher immer länger, das Vieh stand immer weiter von den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden entfernt und machte es irgendwann nötig, dass es a) einen Hirten brauchte, der es aus den Ställen auf die Weiden und wieder zurück brachte, was rationeller war als wenn jeder Viehbesitzer sich selbst auf den Weg machte, und b) die Herden bewacht und beschützt werden mußten, nicht nur vor Wölfen, sondern auch vor zweibeinigen Dieben. Zunächst begleiteten die Bauernhunde (Hofhunde) das Vieh und schützten es genauso wie Haus, Hof und Familie.
Die Hirten erkannten im Laufe der Zeit, dass manche Hunde die Herden nicht nur bewachten, sondern auch fortgelaufene Tiere wieder zurück brachten, sowie durch ihr aufmerksames Patroullieren entlang der Herden diese nicht nur nach außen schützten, sondern auch zusammenhielten. Der Grundstock zur Entwicklung als Hütehund war damit gelegt. Durch Selektion der fähigsten Tiere entstanden nach und nach verschiedene, den regionalen Gegebenheiten und Notwendigkeiten angepaßte Herdengebrauchshundschläge.
Zunächst erlangten speziell die Rinderhirten große soziale und wirtschaftliche Bedeutung für die bäuerliche Gemeinschaft, waren sie nicht nur für das sehr wertvolle Rindvieh verantwortlich, teilweise für hunderte Tiere umfassende Herden, sondern auch als Hausschlachter und Heilkundige tätig. Ihre Hunde wurden im Nassau’schen Weisthum, einer Sammlung alter Gewohnheitsrechte, schon im Jahr 1465 als Hüter von Kuhherden erwähnt.
Schäfereien im heutigen Sinne gab es bis zum 14. Jh. nicht, die Schafhaltung beschränkte sich zur bäuerlichen Selbstversorgung auf die Beweidung der Allmenden.
Mit dem sich immer mehr ausbreitenden Tuchmachergewerbe stieg auch der Bedarf an Wolle. Die Landesherrschaft sicherte sich die Hut- und Triftgerechtigkeit, d.h. das Recht, sein Vieh sowohl über eines anderen Grund und Boden, als auch auf demselben zur Weide zu treiben. So entstanden im ganzen Land verteilt unter dem Schutz der Herrschaft stehende Schafhöfe, von denen aus die Herden auf die Sommer- und Winterweiden zogen; die Schäfer waren den Grundherren unterstellt. Schäferhunde wurden derzeit noch nicht zum Wehren in der Furche, d.h. als "lebender Zaun", an den Schafherden eingesetzt.
Zum einen hatte der Herdenschutz Priorität, man hielt als Schutzhunde sogenannte Schafrüden (damals allgemein die Bezeichnung für große, starke, zotthaarige und sehr scharfe Hunde, unabhängig vom Geschlecht). Die Herde wurde vom Schäfer vorangetrieben und das Zurückholen versprengter Schafe übernahm meistens ein "Hütebub" als billige Arbeitskraft.
Zum anderen waren Furchengänger, die die Herden vom unbefugten Betreten von Flurstücken abhielten, aufgrund eben dieser o.g. "Hut- und Triftrechte" nicht notwendig, erlaubten diese doch den herrschaftlichen Herden, überall herumzulaufen und zu fressen (was mit zunehmenden Herdengrößen zu zunehmenden Konflikten mit der bäuerlichen Landwirtschaft führte, wodurch es immer wieder zu Bauernunruhen kam).
Unterdessen entwickelte sich in Spanien eine Hütekultur, die Wanderweidewirtschaft (Transhumanz), bedingt durch die klimatischen Verhältnisse auf der Halbinsel, die eine ganzjährige lokale Weidewirtschaft erschweren: Gebiete mit gemäßigten Wintern leiden im Sommer unter Trockenheit, sommergrüne Gebiete unter harten Wintern. Sie wurde auf die einst durch die Mauren eingeführten Merinoschafe begründet. Diese Schafe mit ihrer feinen Wolle waren ungemein wertvoll, ihre Ausfuhr in andere Länder bis ins 18. Jh. bei Todesstrafe verboten. So sicherte sich das spanische Königshaus jahrhundertelang die exklusiven Handelsrechte auf die „spanische Wolle“.
Die einflußreichen Schafzuchtverbände erhielten ein durch spezielle Privilegien geschütztes ausgedehntes Netz von Viehwegen (Triftwege), deren Länge bis zu 800 km betrug und deren Breite je nach Region genau gesetzlich festgelegt war. Dadurch wurden Hunde notwendig, die die Herden während ihrer langen Wanderungen auf diesen gesetzlich bestimmten Wegen halten konnten.
Als endlich das Exportverbot für die Merinoschafe fiel, verbreitete sich diese Rasse schnell über ganz Mitteleuropa. Und mit den Herden kamen auch die Hütehunde (auf dem Landwege über Frankreich und Norditalien nach Süddeutschland, auf dem Wasserwege an die Ostsee), die auf ihrem Weg durch Europa ihre genetischen Spuren hinterließen. Die Ähnlichkeit zwischen spanischen und hiesigen Hütehundschlägen ist daher kein Zufall.
Ende des 16. Jh. wurden in Deutschland die Schafhöfe sowie die Triftgerechtigkeit in Erbpacht gegeben, um die Mitte des 18. Jh. fand die herrschaftliche Schafhaltung ihr Ende. Von da an wurde die Schäferei in Privatbesitz von gewerblichen Schäfern betrieben, die durch ausgedehnte Wanderungen unabhängig von der Stallhaltung wurden.
Die auf der iberischen Halbinsel schon länger bewährten Haltungsformen wurden mit den im 18. Jh. nach Mitteleuropa gebrachten Herden übernommen. Es entstand auch hierzulande das Wanderhirtentum mit großen herumziehenden Herden und der Bedarf an Hunden, die ausdauernd in der Furche laufen und große Herden begrenzen konnten. Aus der Vermischung der spanischen und französischen Schäferhunde mit den einheimischen Schlägen und Schafrüden entstand die Art Hütehunde, wie wir sie heute noch als Altdeutsche Hütehunde kennen.