Über kaum etwas läßt sich in AH-Internetforen besser streiten als über die "erlaubten" Farben der Schläge. Schon die Fragestellung zeigt, wie sehr man im Rassehundedenken verhaftet ist. Schläge werden da munter genetisch isolierten Rassen gleichgesetzt und selbsternannte Experten postulieren Behauptungen wie "Tiger, wildfarbene und gestromte gibt es bei den Mitteldeutschen nicht", ungeachtet der Tatsache, dass selbige seit Jahrhunderten durch die Lande laufen. Die werden von manchen Leuten dann der Einfachkeit halber als "Fehlzucht" bezeichnet und seien "auszumerzen".
Johann Georg Krünitz beschreibt in seiner "Haus- und Landwirtschaftlichen Encyklopädie" von 1773 den "Schaf- oder Schäferhund, in einigen Gegenden Spitz, in Obersachsen Pommer genannt: Diese Hunde haben gemeiniglich eine schwarze und braune Farbe, doch gibt es auch weißliche und bunt melierte." In weiteren Kapiteln erwähnt er nebenbei auch fleckige/scheckige Schafhunde, ansonsten findet die Farbe keine Erwähnung, wohingegen er sich seitenlang über die Gebrauchseigenschaften ausläßt.
Ludwig Beckmann, obwohl bereits dem Rassehundewahn verfallen, beschreibt in seinem Buch "Rassen des Hundes" 1895 die Farben der "deutschen Schäferhunde": Schwarz, eisengrau, aschgrau, rothgelb, entweder einfarbig oder mit regelmäßigen gelben oder weißgrauen Abzeichen an der Schnauze, den Augen und den Pfoten (wie beim Dachshund). Ferner weiß, wie auch weiß mit großen dunklen Platten, dunkelgeströmt (schwarze Streifen auf braunem, gelbem oder blaugrauem Grunde), mit oder ohne gelbe Abzeichen.
Rudolf Löns schreibt in seinem Buch "Die deutschen Schäferhunde" von 1924: Die Haarfarbe ist für den Schäferspitz von untergeordneter Bedeutung; der Arbeit im wärmenden Licht wegen herrschen dunklere Töne und verwaschene Zeichnung vor, die Neigung zum feinen Muster bis zur Wildfärbung ist stark und bekommt leicht die Vorherrschaft, wenn ihnen nicht eine auf schönere Färbung gerichtete Zuchtwahl entgegenwirkt. Alle Hundefärbungen sind für den Schäferhund gerecht.
Wer die Schläge miteinander vergleicht, dem fällt auf, dass die ursprünglichen Kuhhunde eine rote/rötlich-braune Färbung haben. Warum weisen ausgerechnet die Kuhhunde so eine rote Farbe auf?
Weil das zu hütende Rindvieh ebenfalls eine rote Farbe hatte bzw. noch hat!
Es handelt sich um das rote Höhenvieh, das in den deutschen Mittelgebirgen zu Hause war und teilweise noch ist. Es war aber weniger eine Geschmacksfrage oder gar der "corporate identity", die Farbe der Hunde der Farbe der Rinder anzupassen, sondern hing mit einem Aberglauben zusammen, der allerdings bis ins 19. Jh. gar wissenschaftliche Lehrmeinung war. Man glaubte, das Vieh könne "sich versehen".
Mit "sich versehen" meint man die mögliche Überführung eines visuellen Eindruckes seitens der trächtigen Mutter auf die Leibesfrucht. Wenn eine schwarze Kuh während der Paarung oder in der frühesten Trächtigkeitsperiode von einer roten Hauswand oder ähnlichem geschreckt wurde, könnte dies zur Folge haben, dass sie ein rotes Kalb bekommt, selbst wenn sowohl sie als auch der Bulle, mit dem sie gepaart wurde, zur "reinen" schwarzen Rasse gehörte. Jetzt wissen wir, dass dies der Heterozygotie beider Eltern für schwarze Farbe zuzuschreiben ist. (Handbuch der Tierzüchtung, Hammon, J., Johansson,I. u. Haring, F. (Eds.), 2. Band "Haustiergenetik", 1959)
Anders ausgedrückt: Wenn eine trächtige Kuh des roten Höhenviehs vor einem schwarzen Hund erschrecken würde, bekäme sie ein schwarzes Kalb. Haben aber die Hunde, die die Kühe am häufigsten zu sehen bekommen, die gleiche Farbe wie die Rinder, ist diese Gefahr gebannt.
Während der ehemalige Kuhhund Harzer Fuchs eine durchgehend rötliche Färbung aufweist, ist das Rotbraun der Westerwälder Kuhhunde oftmals durch weiße Abzeichen unterbrochen. Dazu paßt, dass die Harzer Rinder komplett rot waren, die aus dem Westerwald dagegen weiße Abzeichen haben konnten.
Früher muß das Gleiche auch für Schafe und Schafhütehunde gegolten haben, wenn es auch heutzutage nicht mehr so offensichtlich nachzuvollziehen ist wie bei den roten Kuhhunden des Roten Höhenviehs:
Fuchs
Gelbbacke
Schwarzer
Tiger
Wildfarben
Sonstige
Schwarzer
Gelbbacke
Tiger
Schafpudel
Strobel
Westerwälder
Siegerländer
Sonstige Farben: Es gibt immer wieder Hunde, deren Fellfärbung nicht eindeutig einem Schlag zugeordnet werden kann. Sind sie vom mitteldeutschen Typ, werden sie dann der Einfachheit halber "Mitteldeutsche Altdeutsche" o. ä. genannt.
Der weiße Schlag gilt als ausgestorben (Pommerscher Hütespitz). Trotzdem tauchen hin und wieder weiße Exemplare auf. Bei der Geburt war die kleine Hündin auf den Fotos (aus der Verpaarung zweier Schwarzer) schneeweiß.
Wildfarben: Wildfarbene Hunde (regional auch "Graue" genannt) sind durch ein Fell gekennzeichnet, dessen einzelne Haare hell-dunkel gebändert sind, d.h. die Farbe ist zonenweise ins Deckhaar eingelagert, so dass ein Ringelmuster entsteht. Dazu gehört auch eine unterschiedliche Farbverteilung auf dem Körper, die so genannten „Wildfarbigkeitsabzeichen“, wie sie auch der Grauwolf aufweist:
eine optische Hervorhebung von Geruchs- und Ausdruckszentren wie
Überaugenflecken
helle Lippenränder, dunkler Nasenrücken, heller Nacken-Schulter-Bereich
Nacken-Schulter-Bereich
mehrfach gebändertes Haar
grauer Schwanz
Gelegentlich hört oder liest man von der Bezeichnung "Wildfarbener Fuchs". Das ist genauso absurd wie "Schwarzer Schimmel". Der Hund ist entweder wildfarben oder fuchsfarben. Die Bezeichnung "wildfarbener Fuchs" könnte dadurch entstanden sein, dass die Wildfarbenen als Welpen kaum von den Füchsen zu unterscheiden sind. Erst später entwickelt sich die deutlich andere Fellzeichnung.
Anbei Beispiele von zwei Junghunden, die sich zu einer Wildfarbe und einer überzeichneten Wildfarbe entwickelten.