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Der Beginn der modernen Hundezucht

Wenn man heute von Hundezucht spricht, denken die meisten Leute an Rassehunde und assoziieren automatisch einheitliches Aussehen.
Doch das war nicht immer so.
Noch vor ca. 160 Jahren bedeutete Hundezucht eine Auslese nach dem Gebrauchswert. Man behielt nur die für ihre Aufgabe am besten geeigneten Hunde, die anderen wurden getötet oder einfach laufen gelassen.

Kreuzungen mit anderen Hunden waren häufig, teilweise unbeabsichtigt, teilweise beabsichtigt zur Verbesserung der Gebrauchseigenschaften. Das Aussehen war nur soweit von Interesse, als es sich auf den Gebrauchswert auswirkte. Fellfarben spielten eine untergeordnete Rolle, außer bei einigen Schoßhundrassen und den Meutehunden (wegen der Zuordnung zur jeweiligen Meute) der Adligen.

Mit der zunehmenden Industrialisierung im 19. Jh. und der daraus resultierenden Kapitalbildung im Bürgertum brachen auch für die Hundezucht neue Zeiten an. Sie wurde jetzt zur Passion der "Nouveaux Riches". Man begann, Haustiere systematisch zu "standardisieren". Ab ca. 1850 war die planmäßige Zucht gut etabliert.

Es ist kein Zufall, dass die moderne Hundezucht ausgerechnet im klassenbewußten England, dem Vorreiter der Industriellen Revolution, ihren Ausgang nahm.
Was dem neureichen Bürgertum selber fehlte, gaben sie ihren Vierbeinern: klangvolle, adlige Namen und einen Stammbaum, der eine exakte Kopie der Stammbäume der Adligen darstellte.
"Pedigree" heißt der Stammbaum auf Englisch und stammt vom französischen "Pied de gru" ab, was "Kranichfuß" bedeutet und auf die Form des Stammbaumes hinweist. Man schuf sozusagen einen Hundeadel, der sich von den Mischlingen, Straßenhunden, Landrassen und Landschlägen abhob.
Analog zu den Verwandtenehen, ja Inzest bei den menschlichen Herrscherdynastien wurde Inzest- und Linienzucht bei der Züchtung des "Hundeadels" angewandt. Hier allerdings nicht im Interesse der Bewahrung des Vermögens, sondern um bestimmte Eigenschaften in der Rasse zu fixieren.
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Hundewettkämpfe waren in England seit langem sehr beliebt. Doch nachdem 1835 der Hundekampf offiziell verboten wurde, wich man nach und nach auf eine andere Form des Wettkampfes aus: Nicht mehr der Tod des Gegners, sondern die überlegene Schönheit wurde zum Maßstab des Kampfes.
Die erste Hundeausstellung - allerdings nur für Jagdhunde - fand im Juni 1859 in Newcastle-on-Tyne statt, die erste für alle Rassen folgte im November des gleichen Jahres in Birmingham.

Durch das rasch zunehmende Interesse an solchen Hundeausstellungen entstand ein großer Markt für Ausstellungshunde. Doch in dem gleichen Maße, wie Lukrativität und kommerzielles Interesse anstiegen, griff auch Willkür und Korruption der Ausstellungsrichter um sich. Damit nicht allein das subjektive Empfinden des Richters alleiniger Parameter zur Beurteilung eines Hundes war, gründeten einige englische Hundezüchter 1873 den British Kennel Club, der die Rahmenbedingungen für Rassezugehörigkeit, Zucht und Ausstellungsgeschehen festlegte.
Für jede Rasse wurde ein Standard hinterlegt, der die äußere Erscheinung beschreibt und an dem jeder Hund seiner Rasse gemessen wird.

War früher die Leistung eines Hundes ausschlaggebend für die Verwendung in der Zucht, entschied man jetzt nach dem Aussehen. Nur die Tiere, die den Idealvorstellungen nahekamen, wurden zur Zucht zugelassen.
Dieses "Viktorianische System" revolutionierte die Hundezucht auf der ganzen Welt.
Schon 1863 fand in Hamburg die erste deutsche Hundeausstellung statt.
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